Projektart: Gefördertes Projekt Studie
Selbsthilfefirmen als Chance zur beruflichen Integration psychisch Behinderter

Beschreibung / Inhalte

Ziel:

Ziel des Vorhabens war es zu prüfen, inwieweit die in Selbsthilfefirmen verwandten konzeptionellen Strategien einen Beitrag zur beruflichen Integration psychisch Behinderter in den allgemeinen Arbeitsmarkt darstellen können. Dazu sollte die Funktion und alltägliche Praxis dieser Firmen näher untersucht und dabei ermittelt werden, unter welchen Bedingungen ein Übergang der Behinderten so wie eine Übertragung der gemachten Erfahrungen in Betriebe des allgemeinen Arbeitsmarktes möglich sein könnte. Ziel war eine analytische Aufbereitung und Verallgemeinerung der Erfahrungen in Selbsthilfefirmen, und zwar aufbauend auf einem möglichst praxisnahen Vorgehen, bei dem Erfahrungen aus unterschiedlichen Branchen und Tätigkeitsfeldern berücksichtigt wurden, um eine Verallgemeinerbarkeit der Resultate sicherzustellen.

Erkenntnisse:

Die wichtigste Funktion von Selbsthilfefirmen besteht zweifellos darin, dauerhafte und tariflich entlohnte Beschäftigungsverhältnisse für psychisch Behinderte anzubieten. Gleichzeitig stellen andere Aspekte wie die betriebliche Betreuung, das integrative Betriebsklima, also auch die Zusammenarbeit mit Nichtbehinderten und die damit einhergehende soziale Unterstützung sowie die flexiblen, auf den gesundheitlichen Zustand abgestimmten Arbeitsanforderungen einen "schützenden Rahmen" sicher, der entscheidend dazu beiträgt, daß gesundheitliche Beeinträchtigungen kompensiert werden können. Im weiteren ist festzustellen, daß diese Rahmenbedingungen den Erwerb beruflicher Fähigkeiten außerordentlich begünstigen, dies gilt selbst für jene Behinderte, deren Biographie durch Lernschwierigkeiten und berufliche Abbrüche gekennzeichnet ist.

Eine weitere wichtige Erkenntnis der Studie ist, daß die Selbsthilfefirmen eine doppelte Funktion erfüllen; zum einen sind sie Orte dauernder Beschäftigung, zum anderen Stätte der beruflichen Rehabilitation; fast vier Fünftel der Selbsthilfefirmen beteiligen sich an beruflichen Rehabilitationsmaßnahmen. Eine nicht weniger wichtige Erkenntnis dürfte sein, daß diese beiden Funktionen unmittelbar zusammengehören.

Über den dauerhaften Beschäftigungsangeboten von Selbsthilfefirmen sind ihre - zusammengenommen recht umfangreichen-rehabilitativen Funktionen bisher weitgehend übersehen worden. Angesichts der in der Bundesrepublik Deutschland recht hohen Zahl von Frühberentungen unter psychisch Behinderten - von denen 76% ohne vorausgegangene Rehabilitationsbemühungen zustande kommen - kann für die Zukunft eine der wichtigsten Herausforderungen darin gesehen werden,auch diese rehabilitative Funktion der Selbsthilfefirmen systematischer zu nutzen und weiter auszubauen. Dies umso mehr, als die Selbsthilfefirmen wie kaum eine andere Institution der beruflichen Rehabilitation dem Prinzip der Gemeinde- und Wohnortnähe entgegenkommen.

Die Ergebnisse enthalten Erkenntnisse für die betriebliche Praxis und sollen allen, die mit der beruflichen Integration psychisch Behinderter befaßt sind, von Nutzen sein. Das Vorhaben stellt somit einen wichtigen Beitrag zur beruflichen Eingliederung psychisch behinderter Arbeitnehmer dar.

Hinweis: Die Informationen zu diesem Projekt sind archiviert und werden nicht mehr aktualisiert.

Projektbeschreibung von Projektverantwortlichen übernommen.

Beginn:

01.04.1989


Abschluss:

31.12.1990


Fördernummer:

BMA V b 1 - 58 330/74

Kostenträger:

  • Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung - BMA (jetzt: BMAS)

Projektleitung:

  • Seyfried, Erwin, Prof. i. R. Dr.

Institutionen:

Freie Universität Berlin
Psychologisches Institut
Abteilung für Rehabilitationsforschung

Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung
Forschungsbericht 228
Seyfried, Melcop, Roth: Beschäftigung und berufliche Rehabilitation von psychisch Behinderten in Selbsthilfefirmen. 5/93 ISSN 0174-4992

Referenznummer:

R/FO0912


Informationsstand: 10.01.2020