Praxisbeispiel
Inklusion einer jungen Frau bei einer Wäscherei

Wo lag die Herausforderung?

Die Frau ist gehörlos. Behinderungsbedingt muss sie sich über Schrift, das Lippenlesen oder die Gebärdensprache verständigen. Sie arbeitete zuvor im Ausland und zog später nach Deutschland, wo sie Schwierigkeiten hatte, auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.

Was wurde gemacht?

Nachdem ein Freund ihr von dem Inklusionsbetrieb erzählt hatte, bewarb sich die Frau dort initiativ und konnte mit Unterstützung der dort beschäftigten gebärdensprachsprechenden Sozialarbeiterin eingearbeitet werden und erhielt nach einem Praktikum einen festen Arbeitsvertrag.

Die Arbeitsagentur zahlte dem Inklusionsunternehmen zu Beginn der Beschäftigung einen Eingliederungszuschuss für die vorher arbeitssuchende Mitarbeiterin mit Gehörlosigkeit.
Im Rahmen der Einstellung und zu Beginn der Beschäftigung fördert die Arbeitsagentur allgemein auch die erforderliche Einbeziehung einer gebärdensprechenden dolmetschen Person bzw. eines entsprechenden dienstleistenden Unternehmens. Später im Lauf der Beschäftigung kann diese Dienstleistung dann weiter von Integrations- bzw. Inklusionsamt gefördert werden.
In REHADAT finden Sie auch die Adressen und Tel.-Nummern der Integrations- beziehungsweise Inklusionsämter und Arbeitsagenturen.

Unternehmen:

Die Diakonie Neue Arbeit Mönchengladbach gGmbH ist ein Inklusionsunternehmen, das ein barrierefreies Gäste- und Tagungshaus sowie eine Großwäscherei betreibt und Teil eines diakonischen Werkes in der Region ist. Im Bereich der Wäscherei des Inklusionsunternehmens arbeiten beispielsweise rund 59 Beschäftigte, die täglich die Schmutzwäsche von mehr als 180 Betrieben aus dem Health Care-Bereich mit modernster Wäscherei-Technik waschen und reinigen. Hilfsmittel wie Stehhilfen, behindertengerechte Ausstattung einzelner Arbeitsplätze usw. kommen dabei bedarfsgerecht zum Einsatz. Schriftliche Arbeitsanweisungen werden in Leichte Sprache übersetzt und visuell unterstützt. Eine Mitarbeiterin im Sozialdienst verfügt über mehrjährige Erfahrung in gebärdensprachlicher Kommunikation - was in Bezug auf die Kommunikation mit Beschäftigten mit Gehörlosigkeit, ergänzend zur sozial-pädagogischen Begleitung, entsprechend eingesetzt werden kann.
Aufgabenschwerpunkte des Inklusionsunternehmens sind die Qualifizierung und Beschäftigung von Menschen mit und ohne Behinderung mit dem Ziel der Inklusion in das Erwerbsleben und dies unter wirtschaftlichen Aspekten.

Behinderung und Beeinträchtigung der Beschäftigten:

Im Unternehmen arbeiten Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen, wie Beispielsweise mit einer geistigen Behinderung, Lernbeeinträchtigung und Hörbehinderung bzw. Gehörlosigkeit. Zu den Beschäftigten mit Gehörlosigkeit gehört auch eine junge neue Mitarbeiterin, die das Lippenablesen und die Gebärdensprache beherrscht. Generell müssen für sie behinderungsbedingt hörbare Informationen auch anders bzw. visuell oder taktil wahrnehmbar sein. Dies muss besonders in Bezug auf die Kommunikation mit hörenden Personen und zur Wahrnehmung von Signalen berücksichtigt werden.

Ausbildung und Beruf:

Die Frau kam aus dem Ausland nach Deutschland und hatte dort vorher im Bereich der Medikamentenkontrolle für Apotheken gearbeitet. Nachdem Sie sich hier bei zahlreichen Unternehmen erfolglos beworben hatte, erfuhr sie von einem Freund vom Inklusionsunternehmen, woraufhin sie eine Initiativbewerbung schrieb. Sie wurde zu einem Kennenlernen mit dolmetschender Unterstützung durch die Sozialarbeiterin eingeladen und es wurde der Kontakt zum Reha-Team der Arbeitsagentur hergestellt, dass sich speziell um die berufliche Teilhabe und Inklusion von arbeitssuchenden Menschen mit Behinderungen kümmert. Danach absolvierte sie zunächst ein vierwöchiges Praktikum, in dem sie verschiedene Tätigkeiten kennenlernte. Im Anschluss daran erhielt sie einen festen Arbeitsvertrag als Hilfskraft für die Wäscherei.

Arbeitsplatz und Arbeitsaufgabe:

Die junge Frau arbeitet in der Wäscherei und wurde zu Beginn ausführlich und mit kommunikativer Unterstützung durch die gebärdensprachsprechende Sozialarbeiterin eingearbeitet. Zu ihren Aufgaben in der Wäscherei gehören unter anderem:
  • die Vorsortierung der Schmutzwäsche
  • Optische Prüfung, ob die Wäsche defekt oder eventuell noch restverschmutzt ist
  • Entgegennahme der gefalteten und zusammengelegten Wäsche aus den Maschinen
  • Verpacken der Wäsche in Gitterwagen
  • Beförderung der Gitterwagen zur Lagerhalle

ICF-Items

Mögliche Assessments – Verfahren und Merkmale zur Analyse und Bewertung

  • ERGOS - Hören
  • ERGOS - Sprechen
  • IMBA - Gestik/Mimik
  • IMBA - Hören
  • IMBA - Lautabgabe/Sprechen
  • MELBA - Sprechen

Referenznummer:

PB/111116


Informationsstand: 12.08.2021