Projektart: Gefördertes Projekt Studie
Dopaminerge Förderung der Spracherholung bei Aphasie: Wie weit können wir dopaminerge Lernverbesserung bei der Spracherholung nach einem Schlaganfall führen?

Beschreibung / Inhalte

In diesem Projekt soll folgende Frage beantwortet werden:
Welche Gehirnstrukturen oder Faserverbindungen müssen für den Erfolg einer Kombination aus intensivem, auf assoziativen Lernprinzipien beruhenden Benenntraining und dopaminerger Zusatztherapie bei Aphasie funktionsfähig sein?

Studienteilnehmer:
An dieser Studie sollen 20 Patienten mit Aphasie und 10 nach Alter, Geschlecht und Bildungsstand parallelisierte gesunde Kontrollpersonen (Benennen im fMRT) teilnehmen. Aufgenommen werden Patienten mit schlaganfallbedingter Aphasie gleich welchen Aphasietyps, die Benenn- oder Wortfindungsstörungen aufweisen. Bei dem Schlaganfall muss es sich um einen singulären, linkshemisphärischen, ischämischen Infarkt im Bereich des vorderen, mittleren oder posterioren Media-Versorgungsgebietes mit klar umschriebener Läsion handeln, der mindestens sechs Monate zurückliegt. Als weitere Einschlusskriterien gelten Rechtshändigkeit vor dem Schlaganfall, Deutsch als Muttersprache, ein Alter zwischen 18-70 Jahren, keine schwerwiegende Hörstörung, erhaltenes Verständnis für Aufgabeninstruktionen, keine Hinweise auf eine dementielle Entwicklung, keine psychiatrischen und (andere) neurologischen Diagnosen sowie andere schwere Erkrankungen. Bei antikonvulsiver Medikation darf in der letzten Woche vor der Untersuchung keine Veränderung der Medikation vorgenommen worden sein.

Sprachtraining für Aphasiepatienten:
Mit allen Patienten wird an mehreren Untersuchungsterminen eine neurologische sowie eine ausführliche sprachdiagnostische Eingangsuntersuchung durchgeführt. Jeder Patient durchläuft ein zweiwöchiges intensives Training (täglich 3 Stunden; Methode der "abnehmenden Hilfen") im Objektbenennen im Deutschen. Bei dem Benenntraining handelt es sich um eine Variante eines kürzlich von einer finnischen Arbeitsgruppe veröffentlichtes Vorgehen zur Behandlung von Aphasien mit Benennstörungen (Cornelissen et al. 2003; J Cogn Neurosci 15, 444-461).

Dopaminerge Intervention:
Die Patienten mit Aphasie erhalten doppelblind, Placebo-kontrolliert und in einem gekreuzten Design jeweils über 10 Tage Levodopa in Kombination mit dem Abbauhemmer Carbidopa (insgesamt 10 x 100/25 mg Levodopa/ Carbidopa).

Magnetresonanztomographieuntersuchungen (MRT):
Vor und nach dem zweiwöchigen Training im Benennen wird eine ereigniskorrelierte Untersuchung während des Benennens von Objekten durchgeführt. Ein Drittel der Objekte wurde bei der Eingangsdiagnostik korrekt benannt, die anderen Objekte konnten nicht konsistent benannt werden (30 Objekte sind Teil des Trainings, 30 Objekte dienen als Kontrollset). Als Ruhe-Baselinebedingung dient die Aktivierung während der variablen Interstimulusintervalle ("unmodelled noise"). Die gesunde Kontrollgruppe benennt ein standardisiertes Set von 90 Alltagsobjekten während des fMRT. Von allen Probanden werden zudem hochauflösende strukturelle Aufnahmen des Gehirns sowie eine Diffusions-Tensor (DTI; Darstellung der Integrität weisser Faserverbindungen) Bildgebung angefertigt.

Datenanalyse:
Die Verhaltensergebnisse, das Schädigungsmuster sowie der Vergleich der funktionellen Aktivierung beim Benennen im Deutschen vor und nach dem intensiven Benenntraining mit begleitender dopaminerger Behandlung erfolgreich und nicht erfolgreich lernender Patienten beleuchten diejenigen Hirnareale, die für den erfolgreichen "Abruf" von Objektnamen notwendig sind. Die Ergebnisse des Projektes helfen uns, zu verstehen, welche Gehirnstrukturen für erfolgreiches Wortlernen unter dopaminerger Medikation aktivierbar sind und welche Faserverbindungen intakt sein müssen, um intensives Aphasietraining zielgerecht einzusetzen.

Projektbeschreibung von Projektverantwortlichen übernommen.

Beginn:

01.10.2005


Abschluss:

30.09.2006


Fördernummer:

01GW0520

Kostenträger:

  • Bundesministerium für Forschung und Bildung

Projektleitung:

  • Breitenstein, Caterina, Priv.-Doz. Dr.

Mitarbeitende:

  • Wedler, Kira, Dipl.-Logopäd. |
  • Menke, Ricara, Dipl.-Phys.

Institutionen:

Klinik und Poliklinik für Neurologie
Universitätsklinikum Münster
Albert-Schweitzer-Campus 1
48149 Münster
E-Mail: caterina.breitenstein@uni-muenster.de
Homepage: https://www.ukm.de/index.php?id=neurologie_uebersi...

Schomacher, M., Baumgaertner, A., Winter, B., Lohmann, H., Dobel, C., Wedler, K., Abel, S., Knecht, S. & Breitenstein, C. (2006). Erste Ergebnisse zur Effektivität eines intensiven und hochfrequent repetitiven Benenn- und Konversationstrainings bei Aphasie. Forum Logopädie, 20, 22-28

Dopaminergic improvement of recovery from aphasia:How far can we take dopaminergic learning improvement in language recovery after stroke?

The reacquisition of language after stroke profits from prolonged, intense, and repetitive training. Language acquisition can additionally be increased by pharmacological intervention (neuromodulation) as an adjunct to training. We recently demonstrated that levodopa (the precursor of dopamine) given prior to vocabulary training can improve novel word learning even in healthy subjects. This offers promising perspectives for boosting the success of language therapy after stroke. However, we do not know which brain regions need to be intact for dopamine to improve language functions in aphasic patients.
To answer this question, twenty aphasic patients suffering from word finding difficulties (anomia) will be trained daily for 3 hours over a period of two weeks in naming 50 concrete objects, using an associative word learning approach with frequent stimulus repetitions. After a washout period of four weeks, patients will be trained for another 2 weeks in a parallel set of concrete nouns. Using a cross-over design, either 100 mg levodopa or placebo will be administered daily prior to training in training periods 1 and 2. Prior to, immediately after each of the training periods and six months post training, patients will undergo functional magnetic resonance imaging while naming trained and untrained concrete objects. The comparison of brain activities during naming prior to and after naming therapy will elucidate those brain areas which aphasic patients recruit for successful naming after levodopa administration. The results help us to understand, which brain structures can be pharmacologically activated for successful word learning and will thus allow the targeted application of intensive aphasia therapy in the future.

Referenznummer:

R/FO3401


Informationsstand: 10.12.2013