Praxisbeispiel
Arbeits­platz­gestaltung für eine Beamtin in einer Verwaltung

Wo lag die Herausforderung?

Die Beamtin hat Morbus Bechterew mit einer Versteifung der Wirbelsäule und zusätzlichen Beschwerden an den Gelenken der Hand, wodurch sie nicht schwer heben sowie tragen kann und Probleme mit der Handhabung von Gegenständen hat. Außerdem sollte sie bestimmte Körperhaltungen vermeiden. Dafür waren an ihrem Arbeitsplatz und Gebäude entsprechende Anpassungen nötig.

Was wurde gemacht?

Die behinderungsgerechte Gestaltung wurde vom Integrations- bzw. Inklusionsamt gefördert. Die Beratung erfolgte dabei durch den Technischen Beratungsdienst des Integrations- bzw. Inklusionsamtes.
In REHADAT finden Sie auch die Adressen und Telefon-Nummern der Integrations- beziehungsweise Inklusionsämter.

Unternehmen:

Es handelt sich um eine Behörde.

Behinderung und Beeinträchtigung der Mitarbeiterin:

Die Frau hat Morbus Bechterew mit einer Versteifung der Wirbelsäule und zusätzlichen Beschwerden an den Gelenken der Hand, in Verbindung mit Einschränkungen der Bewegungsfähigkeit. Außerdem ist sie relativ klein – aber nicht kleinwüchsig. Behinderungsbedingt kann sie Lasten sowie Gegenstände nur eingeschränkt handhaben, heben, tragen und transportieren. Bei der Ausübung der Tätigkeit sollte auch die Einnahme bestimmter Körperhaltungen (z. B. gebückt und gebeugt) vermieden werden. Der GdB (Grad der Behinderung) beträgt 80.

Ausbildung und Beruf:

Die Frau arbeitet als Beamtin bzw. Sachbearbeiterin in der Personalverwaltung der Behörde.

Arbeitsplatz und Arbeitsaufgabe:

Die Beamtin bearbeitet in der Personalverwaltung die Bereiche Reisekosten, Beihilfen, Pauschalvergütungen usw. Der Arbeitsplatz der Beamtin befindet sich in einem üblichen Büroraum mit einem PC und entsprechenden Standardmöbeln. Behinderungsbedingt hatte die Beamtin Schwierigkeiten bei der Handhabung von Schriftstücken, Schreibgeräten, Aktenordnern, Einzelakten und der Bedienung des Telefons. Außerdem konnte sie nicht alle Regalbereiche erreichen, um Akten bzw. Schriftstücke ein- und auszulagern.

Der Arbeitsplatz der Beamtin wurde deshalb behinderungsgerecht wie folgend ausgestattet mit:
  • einem elektromotorisch höhen- sowie neigungsverstellbaren Schreibtisch,
  • einem elektrischen Locher sowie Hefter,
  • einem ergonomischen Arbeitsstuhl (Arthrodesenstuhl) und
  • einer an die Körpermaße anpassbaren Fußstütze.
Auf der Arbeitsfläche des Schreibtisches können PC bzw. Tastatur sowie Maus, Telefon, Schriftstücke, der elektrische Locher sowie Hefter usw. optimal im Greifraum angeordnet werden. Bei der Bedienung der Schreibtisch-Höhenverstellung wurde darauf geachtet, dass die Schalter gut angeordnet bzw. erreichbar sind und somit von der Beamtin problemlos betätigt werden können. Aufgrund der geringen Körpermaße wurde als Arbeitsstuhl ein spezieller Arthrodesenstuhl mit höhenverstellbaren Armlehnen eingesetzt. Bei dem Arthrodesenstuhl kann ca. ein Drittel der Sitzfläche nach unten geneigt werden, sodass sich die Sitzfläche verkürzt und somit eine hinreichende Körperabstützung im Sitzen, insbesondere durch die Rückenlehne, ermöglicht wird.
Das vorhandene Telefon wurde durch ein Telefon mit großen Tasten und Freisprecheinrichtung ersetzt.
Die laufenden und bearbeiteten Vorgänge sind in Aktenordnern mit einer Dicke von bis zu acht Zentimetern untergebracht. Die Beamtin hatte große Schwierigkeiten diese Ordner zu handhaben. Als erste Maßnahme wurden die einzelnen Vorgänge in schmalere Ordner umgeheftet. Aufgrund der Greif- und Bewegungseinschränkungen standen der Beamtin auch nicht alle Regalebenen im Aktenschrank zur Verfügung. Deshalb wurde ein platzsparendes und in der Höhe verfahrbares Schranksystem als Büroregal eingesetzt, das somit hilft den eingeschränkten Greifraum zu kompensieren.

Arbeitsumgebung:

Die vorhandenen schweren Jalousien mussten mit Hilfe einer Kurbel betätigt werden, die die Beamtin aufgrund ihrer behinderungsbedingten Einschränkungen nicht nutzen konnte. Des Weiteren konnte sie die im Büroraum vorhandenen Fenster nicht öffnen und schließen.
Zwischen dem Flur des Hauptgebäudes und dem Kantinenbereich im Nebengebäude befindet sich eine schwere Abschlusstüre, die aus Sicherheitsgründen immer geschlossen sein muss. Sie konnte diese Tür mit einem Schlüssel nicht aufschließen und bewegen. Um die Situation und Bedingungen im Bereich der Arbeitsumgebung zu verbessern, wurden:
  • die Fenster und Jalousien im Büro mit einem elektromotorischen Antrieb ausgestattet und
  • die Tür zum Nebengebäude mit einem elektrischen Antrieb versehen, der über eine kodierte Steuerung ausgelöst wird.

Eingesetzte Hilfsmittel – Anzeigen der Produkte:

ICF-Items

Mögliche Assessments – Verfahren und Merkmale zur Analyse und Bewertung

  • EFL - Handkoordination (rechts/links)
  • EFL - Handumwendebewegungen (rechts/links)
  • EFL - Heben (Boden zur Taillenhöhe/Taillen- zur Kopfhöhe/horizontal)
  • EFL - Schweregrad der Arbeit (Last/Herzfrequenz)
  • EFL - Tragen (rechte, linke Hand/vorne)
  • ELA - Bücken/Aufrichten
  • ELA - Feinmotorik
  • ELA - Handgreifkraft
  • ELA - Heben
  • ELA - Reichen
  • ELA - Tragen
  • ERGOS - aktuelle tägliche Dauerleistungsfähigkeit (Last/Herzfrequenz)
  • ERGOS - Bücken
  • ERGOS - Dreipunktgriff
  • ERGOS - Fingergeschicklichkeit
  • ERGOS - Handgeschicklichkeit
  • ERGOS - Handgreifkraft
  • ERGOS - Reichen
  • ERGOS - Schlüsselgreifkraft
  • ERGOS - statisches/dynamisches Heben
  • ERGOS - Tragen
  • IMBA - Arbeitszeit
  • IMBA - Armbewegungen
  • IMBA - Feinmotorik (Fußgeschicklichkeit)
  • IMBA - Feinmotorik (Hand- und Fingergeschicklichkeit)
  • IMBA - Geneigt/Gebückt
  • IMBA - Hand-/Fingerbewegungen
  • IMBA - Heben
  • IMBA - Licht
  • IMBA - physische Ausdauer (Last/Herz-Lungensystem)
  • IMBA - Rumpfbewegungen (Bücken/Aufrichten)
  • IMBA - Tragen
  • MELBA - Feinmotorik

Referenznummer:

R/PB4724


Informationsstand: 08.05.2024