Reinhard Hoch, Konfliktberater, Suchtbeauftragter und Ansprechpartner für Mobbingabwehr des
DGB und ver.di Berlin-Brandenburg, gibt Tipps und Anregungen zu Interventionsmöglichkeiten sowie Suchtprävention am Arbeitsplatz.
Das Interesse an den Themen Intervention und Prävention hat bei den Betriebsräten erst in den letzten Jahren zugenommen, gerade vor dem Hintergrund der sich radikal wandelnden Bedingungen in der Arbeitswelt.
Die Suchtprogramme sollen dazu beitragen, unter den gegebenen Arbeitsbedingungen die individuelle Arbeitskraft wieder herzustellen oder zu erhalten. Das Thema Sucht, so Koch, sei im Betrieb immer auch ein Kommunikations- und Führungsproblem.
Für externe betriebliche Berater gilt es vor allem zu beachten, dass jeder Betrieb seine eigenen Gesetze hat. Gemeint sind in diesem Zusammenhang ungeschriebene Gesetzte und Verhaltensweisen.
Der Autor betrachtet ein Unternehmen aus systematischer Sicht und kommt zu folgenden Ergebnissen: Niemand weiß, wer diese Regeln entworfen hat, die allermeisten sind jedoch bereit, sich an diese zu halten. Die Rechtsvorschriften werden als praxisfremd erlebt.
Diese Verhaltensmuster werden als co-abhängiges Verhalten in der Arbeitswelt bezeichnet und sind auf allen Hierarchieebenen anzutreffen. Auslösende Mechanismen sind zum Beispiel Verharmlosung und Verdrängung oder Wegsehen und Übersehen.
Betrachtet man die in einem Schaubild dargestellten Erwartungen und Bedenken von Unternehmensleitung und Vorgesetzten sowie Betriebsrat und Beschäftigte, zeigt sich, dass sich schnelle und totale Erfolge nur schwer erzielen lassen und dass konsequente und kontinuierliche Bemühungen notwendig sind.
Zwar sind die Betriebe sehr unterschiedlich, doch sie weisen eine Vielzahl von Gemeinsamkeiten auf. Professionelle Lösungen wird es dort geben, wo qualifizierte haupt- oder nebenamtliche Fachkräft eingesetzt werden. Betriebliche Suchtkrankenhilfe soll zum Beispiel aufklären, wenn eine schlechte Arbeitsorganisation zu Über- beziehungsweise Unterforderung führt oder mangelnde Kommunikations- und Konfliktfähigkeit durch ein trinkfreudiges Betriebsklima ersetzt wird.
Als Fazit lässt sich zusammenzufassen, dass eine Erfolg versprechende Vorgehensweise nur durch Kooperation aller Beschäftigten eines Unternehmens möglich ist. Eine bemerkenswerte Anzahl funktionierender Präventionsmodelle zeigt, dass dies bereits reale Praxis geworden ist.