Seit 2017 gibt es die Möglichkeit, im Schwerbehindertenausweis, zusätzlich zu den Merkzeichen „taub“ und „blind“, das Merkzeichen „taubblind“ eintragen zu lassen. Die Einschränkungen, die Menschen mit angeborener oder erworbener Taubblindheit erleben, sind umfassend. Während taube Menschen mithilfe ihres Sehsinnes oder blinde Menschen mithilfe ihres Hörsinnes teilweise den fehlenden Hör- oder Seheindruck kompensieren können, haben taubblinde Menschen diese Möglichkeit nicht. Die Kommunikation, die Aufnahme von Umgebungsinformationen sowie der Aufbau von Umweltwissen sind daher stark erschwert.
Unser Anliegen ist, die Situation von Menschen mit Taubblindheit in Baden-Württemberg aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten. Daher haben wir diesen Fokus als „Baukasten“ konzipiert. Jedes Kapitel steht für sich und ist in sich abgeschlossen. Sie sind frei zu wählen, in welcher Reihenfolge Sie sich den verschiedenen Schwerpunkten widmen möchten.
Der vorliegende Fokus richtet sich vorrangig an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Eingliederungshilfe und der öffentlichen Jugendhilfe in Baden-Württemberg. Darüber hinaus können die zusammengestellten Informationen für Menschen, die beruflich mit oder für Menschen mit Taubblindheit arbeiten sowie für deren Angehörige von Interesse sein. Damit der Inhalt des Fokus auch für Menschen mit Taubblindheit zugänglich ist, stehen einige Exemplare dieses Fokus in Braille-Schrift zur Verfügung.
Wir informieren über die Anzahl von Menschen mit Taubblindheit sowie über Leistungsangebote und Unterstützungssysteme in Baden-Württemberg. Nach einem Kapitel zur sozialrechtlichen Einordnung bietet der Baustein „Medizinischer Blick“ eine Übersicht über mögliche Ursachen und häufige Erscheinungsformen von Taubblindheit. Den oft zusätzlich bestehenden Erkrankungen (Komorbiditäten) widmet sich ein weiterer Baustein.
Ein Kapitel über die Förderung von Kindern und Jugendlichen stellt diese Altersgruppe besonders ins Zentrum. Dies wird durch ein Interview mit Frau
Prof. Dr. Wanka (Pädagogische Hochschule Heidelberg) ergänzt. Die Frage, wie Kommunikation gelingen kann und wie Barrieren im Alltag, auch mit Hilfsmitteln, überwunden werden können, wird in einem weiteren Kapitel behandelt.
[Aus: Vorwort der Herausgebenden]