Was bedeutet es, hörgeschädigt und im Erwerbsleben zu sein? Gegenwärtig ist zu beobachten, dass immer mehr Menschen mit Hörschädigung in Berufen angekommen sind, die fernab der handwerklichen Arbeit liegen, in denen kommunikative Anforderungen eher gering waren.
Stattdessen gibt es dank neuer Kommunikationsmöglichkeiten wie Chats, E-Mails oder den Telefonvermittlungsdienst Tess durchaus für Menschen mit Hörschädigung die Möglichkeit, Führungspositionen zu übernehmen.
Dennoch ist und bleibt der zwischenmenschliche Austausch in der Arbeitswelt enorm wichtig. Man nimmt an Besprechungen teil, bei denen Aufgaben verteilt und koordiniert werden, trifft Entscheidungen und diskutiert sie.
Welche Möglichkeiten gibt es nun für hörgeschädigte Menschen, sich diesen Herausforderungen auf dem ersten Arbeitsmarkt stellen zu können? Mit dem
SGB IX wurde ein neues Instrument geschaffen, mit dem Barrieren in der Arbeitswelt überwunden werden können: die Arbeitsassistenz.
Seit August 2009 werden Langzeitarbeitslose zu Arbeitsassistenten ausgebildet, die lautsprachlich orientierte hörgeschädigte Menschen unterstützen sollen. Das Thema beschäftigt sich mit den Fragen: Was ist überhaupt Arbeitsassistenz? Wie sieht dies konkret am Arbeitsplatz aus? Was müssen ArbeitsassistentInnen leisten und welche Voraussetzungen und Fähigkeiten sollten sie mitbringen?
Antworten auf diese Fragen gibt Caroline Schupp, wissenschaftliche Mitarbeiterin für den Lehrstuhl Arbeitsorganisation und Arbeitsgestaltung an der Ruhr-Universität Bochum und in dieser Funktion maßgeblich an dem Projekt „Initiative Kommunikationsassistenz für Hörgeschädigte im Beruf“ (ini.KAB) beteiligt. Sie berichtet von den Möglichkeiten, die sich für Hörgeschädigte durch eine Assistenz bieten und erläutert das Berufsbild der ArbeitsassistentInnen näher.
Mario Kaul gibt Auskunft über das Gelingen des Projektes „Arbeitsassistenz“ in der Praxis. Er ist DSB-zertifzierter Schriftdolmetscher und kann auf eine langjährige Erfahrung als Arbeitsassistent zurückblicken. Abschließend geben Jutta Siewering und Norbert Merschieve einen Einblick in die Arbeit der Vermittlungszentrale des DSB-Landesverbandes Nordrhein-Westfalen.
Über sie sollen ab Juli 2010 neben Schriftdolmetschern auch die neu ausgebildeten KommunikationsassistentInnen für Hörgeschädigte aus dem Modellprojekt ini.KAB vermittelt werden. Der Deutsche Schwerhörigenbund erhofft sich mit der Realisierung des ini.KAB-Projektes, dass in naher Zukunft wesentlich mehr schwerhörige Menschen in kommunikationsintensiven Berufen mit Hilfe der Arbeitsassistenz arbeiten und Barrieren überwinden können.