Die Autorin thematisiert die Geschlechterfrage in der beruflichen Rehabilitation, die immer mehr an Bedeutung gewinnt, und zeigt, wie Initiativen und Projekte Wege der Gleichberechtigung suchen. Beim Übergang von der Schule in den Beruf wirkt sich die Unterstellung geschlechterspezifischer Merkmale besonders aus.
Nach wie vor sei bei der Berufswahl die Geschlechter-Schere im Kopf, so Martina Pauschke, Gründerin von Weibernetz
e.V., das sich seit zehn Jahren beim Bundesnetzwerk für die Belange von Frauen mit Behinderung politisch einsetzt. Auch wenn sich ihre Situation leicht verbessert habe, seien Frauen mit Behinderung in der beruflichen Rehabilitation nach wie vor unterrepräsentiert.
Derzeit versucht Weibernetz ein Forschungsprojekt zu initiieren, das der Frage nachgehen soll, ob die Bundesagentur für Arbeit (
BA) Männer und Frauen gleichermaßen berät. Sie verpflichtet sich, Arbeitsförderprogramme für Frauen mit Behinderung anzubieten, jedoch wurden solche Forderungen bislang nicht auferlegt.
Die Sozialwissenschaftlerin Elke Schön versucht im Rahmen des Projektes Frauen sind anders - Männer auch vom Bundesverband für Körper- und Mehrfachbehinderte (BVKM) eine Gruppe von 18 Frauen mit geistiger Behinderung aus dem ländlichen Raum soweit zu unterstützen, dass sie künftig ihre Interessen selbst vertreten können. Hierbei lernen die Frauen unter anderem die eigenen Bedürfnisse zu artikulieren.
Ziel des Projekts ist es, dass sich Menschen mit Behinderungen in Freizeit und Beruf als Mann und Frau erleben und das Fachpersonal für das Thema sensibilisiert wird. Bereits abgeschlossen ist das Projekt Talente bei der Hamburger Arbeitsassistenz. Man sei erstaunt gewesen, wie sehr die Teilnehmerinnen es schätzten, einen Raum nur für sich zu bekommen.
Die Teilnehmerinnen mit Lernschwierigkeiten wurden im Prozess der beruflichen Orientierung und Qualifizierung dabei unterstützt, ihre Wünsche und Interessen als Frau zu erkunden. Dafür wurden Bildungsangebote entwickelt und erprobt. Diese sind mittlerweile regulärer Bestandteil geworden.